Montag, 18. Oktober 2004

mein leben in zwei schrank-koffern

im übertragenen sinne. das ist ein zentraler gedanke in mir, seit jahren schon. alles was ich habe und brauche wünsche ich mir verpackbar in ungefähr einer stunde. dann bestelle ich ein taxi und gehe. irgendwo anders hin.

in realita stellt sich mein leben als mutter aller computerspiele dar, tetris, stapeln einer unüberschaubaren masse an unsinnigkeiten. devotionalien, fein säuberlich in abseiten weg-ge-tetris-t. ich hasse das, nicht weil mir mein klimperkramleben im weg steht, ich dennoch weiss, wo er ist, der müll, die vergangenheit, die sich in unfassbarkeit manifestiert, materialisiert.

immer wieder bin ich feuer und flamme, mir einen kleinen lastwagen zu mieten und alles was nicht benutzt oder gebraucht wird auf den sperrmüll zu verbringen, fein säuberlich getrennt nach materialgruppen, bis ich den hall in den räumen wieder hören kann.

ich habe in den vergangenen 12 monaten schätzungsweise 500 bücher weggeschafft, dafür haben mich freunde recht unfreundlich als wahnsinnige bezeichnet. ich habe, bis auch wenige sonderexemplare, die komplette s.s.-gedenk-plüschtier-sammlung und die gesamte t.r.-plüschtier-sammlung in die kita um die ecke verbracht. ich habe schätzungsweise 50 werbetassen in den müll geworfen. und noch so einiges mehr, soviel, dass lücken und löcher in den regalen entstanden sind.

letztlich ist es aber nicht das wegwerfen, das mir im magen liegt, es ist der kontinuierliche nachschub an belastung, der mich ärgert und auch meine unfähigkeit - auch auf die gefahr hin, menschen vor den kopf zu stoßen - dem nachschub ein ende zu bereiten. der mechanismus ähnelt dieser fernsehshow aus dem 70ern mit diesem laufband und dem fragenzeichen, one-way-street-krempel-into-my-life-and-hating-it.

ich halte all das für eine masche, menschen an einem ort möglichst fest an zu binden, zu beschweren, zu belasten. ich glaube, deswegen bauen menschen häuser für sich und immer. und unter dieser kontinuierlichen belastung werden menschen träge und unzufrieden und – wie ich – rappelig.

ich möchte mein leben in zwei schrank-koffern haben und wenn ich weg will, möchte ich das können. dazu werde ich in den nächsten wochen und monaten mein gehirn ausschalten müssen und auch auf die gefahr hin, zuviel von mir herzugeben, eine abnabelung einleiten. und wenn ich es dann hinter mir und mein leben im karton habe, dann werde ich wissen, ob das ziel gut war.

Trackback URL:
https://redestadtlandfluss.twoday.net/stories/368533/modTrackback

dangerfunker - 18. Okt, 19:00

Besitz belastet ... klar ... aber Erinnerung auch? Oder wird Ihnen nur bei materialisierter Erinnerung rappelig zumute?

schnatterliese - 18. Okt, 19:09

meine erinnerung hat mit kartons und schachteln oder gar koffern wenig zu tun. ich vertrete die auffassung, was ich vergesse war nicht wirklich wichtig, die selektion überlasse ich somit meinem kopf.

rappelig macht mich materialsierter besitz. das haben sie richtig gesehen.
Zorra - 18. Okt, 19:20

Ich habe alles,

oder fast alles hinter mir gelassen. Es war schon sehr befreiend, und ich muss sagen es fehlt(e) mir eigentlich nichts.

Leider hat sich inzwischen schon wieder neuer Kram angesammelt. Wir sind und bleiben Jäger und Sammler. ;-)

dangerfunker - 18. Okt, 19:34

Also bei mir kann ich ja quasi die Uhr danach stellen, dass mir in der Regel etwa 2 Wochen nach einer derartigen Lebensbereinigungskampagne dieses Dings in den Sinn kommt. Ich hatte doch da dieses Dings, dass da immer bei diesen Teilen, die hier noch von xy standen, rumlag ... Mist, das muss wohl mit weggekommen sein ... vor zwei Wochen. Schade, dass hätte ich jetzt aber gerade ganz gut gebrauchen können ... sage ich da meist leicht säuerlich zu mir. Aber eigentlich ist es ja so, dass es überall Verluste gibt und die meisten Verluste DIESER Art sind recht leicht zu ersetzen. Und von daher lohnt sich diese Art von Lebenshygiene ja wohl allemal!
schnatterliese - 18. Okt, 19:45

sie machen das also, in regelmäßigen abständen, radikal ausmisten? also ich meine so richtig, quasi mit folgen? ich bin ja der meinung, dass die eigentliche lebenshygiene das nicht zulassen von zumüllung ist, wenn man das hinkriegt, dann muss man auch nicht mehr wegwerfen.

ich hab übrigens noch nie was vermisst, von dem was weg war, ich habe wohl gemerkt, das mir ein teil fehlt, aber der verlust war nie überdenkenswert, weil ich dann (bis jetzt) immer gedacht habe, ach so ja, hab ich weggeworfen, ok.

wie oft muss man im durchschnitt seinen besitzstand entmüllen um sauber im kopf zu bleiben?
dangerfunker - 18. Okt, 19:58

Ich bin in den letzten vier Jahren im Schnitt zweimal pro Jahr umgezogen ... da dünnt sich die Schar der freiwilligen Helfer aus - das macht radikaler beim Ausmisten! Allerdings habe ich es nie, nie, niemals geschafft, Hand an meine Bücher zu legen! Auch wenn ich die Kisten alleine schleppen musste. Soetwas kann ich nicht, bei aller Radikalität des reduce-to-the max!

Hmm ... wie oft sollte man? Schwer zu sagen ... wie schnell läuft denn dieses one-way-street-krempel-into-my-life-and-hating-it-Laufband?
schnatterliese - 18. Okt, 20:04

bücher ist (schlagt mich nicht) ein konsumthema, kaufen, lesen, fertig. es gibt unter dem strich eine handvoll, von denen ich mich nie nicht, nur über meine leiche, trennen würde, aber der rest ist mir wurscht. wirklich egal, denn ein erneutes lesen macht keinen spass. also wurde die wechgeworfen, einfach so, oder verschenkt.

umziehen ist ein feiner rauswerfer, denn das ist der moment wo man vor seinem in kisten gepacktem leben steht und sich denkt: gut, also bitte, das ist pathologisch und gehört behandelt. bei meinem letzten umzug (2000) sah ich mich mit 45 kartons konfrontiert (allesamt tragbar gepackt und daher nicht immer randvoll). da hat meine freudin s. gesagt: schnatterlieschen, das war das letzte mal. und ich sag dir was, s. ist ein lamm! in echt.
schnatterliese - 18. Okt, 20:10

ach und

herr funker, was sind sie? auf der flucht? sind sie, werden sie gejagt?
dangerfunker - 18. Okt, 20:39

na, ich würde es mal hochflexibel also bis zur Absurdität flexibel in Fragen der Lebensplanung nennen. In Teilen grotesk und bisweilen filmreif aber im Ergebniss von Mal zu Mal um drei bis vier Umzugskartons "ärmer" ... und um soviel Lebenserfahrung reicher. Wenngleich ich mittlerweile schon richtig seßhaft geworden bin. Bald sitze ich nun schon anderthalb Jahre hier in Kleinwichtigtuersdorf fest und schare bisweilen mit den Füßen. Nicht wegen des Nomadenblutes in meinen Adern sondern der altbiergetränkten Anspruchslosigkeit dieser Ortschaft wegen.

Wenn ich allerdings bei der Gelegenheit mal nachhaken dürfte ... Wie hoch war denn der Anteil an Schuhkartons Frau Schnatterliese ... na????
schnatterliese - 18. Okt, 21:00

du, herr funker, die kartons sind wirklich nicht das problem. da hab ich nur wenige, bischen über zehn. vierzehn um genau zu sein (hab gezählt). schuhe an sich sind zahlreich vorhanden, aber kein problem was das koffertum angeht.

umziehen, vor allem aus der stadt, in der wo sie wohnen, ist gut. entmüllungmäßig, aber auch an sich.

alles andere wäre grotesk und/oder filmreif = drama!

bei meinem kommenden umzug werde ich sie (nebst aller anderen aufsichtstätigketen) kontaktieren!
dangerfunker - 18. Okt, 21:11

ja eben, die sollen da nicht zu kurz kommen, die anderen Aufsichtstätigkeiten ... was macht denn also das Triathlon-Training? Dem Vernehmen nach gilt es ja im kommenden Jahr auf Hawai einen Titel zu verteidigen!
schnatterliese - 18. Okt, 21:22

bruhar! hawai.....prust.....umfall! als zuschauer: gerne! und bewunderer, auch gerne!!!
ich selber. morgen gibt es eine wochenzusammenfassung. der lauferei und den unangenehmen nebenerscheinungen....

es ist übrigens nur!!!! laufen, der rest fällt unter hybris und irrsinn!
dangerfunker - 18. Okt, 21:40

fein, dann muss ich die Trainingspläne nicht umstellen! Stand nicht eigentlich in dieser Woche der erste 10 km Lauf an?

b.t.w. das müssen alles Ausserirdische sein da auf Hawai und wo überall noch dieser Ironman Zauber veranstaltet wird... ich meine, 5 km im offenen Meer schwimmen ... 180 km Fahrradfahren und dann noch so nen kleinen Marathon laufen ... und alles in etwas mehr als 8 Stunden ... sowas kann doch gar nicht funktionieren! Neee, die haben mindestens kleine Atomkraftwerke im Körper, Kunstlungen mit ca. 12 Liter Volumen und pneumatische Antriebe da, wo der normale Mensch Beinmuskulatur entwickelt hat. So sieht das nämlich aus!
schnatterliese - 18. Okt, 21:48

öööhhh

also ich laufe das erste mal freiwillig am samstag mit der rbb-laufgruppe, keine ahnung wie lang das wird, aber sicherlich keine 10k. immer schön ruhig mit den anfängern! gelle?!

die hawai-iron-man leute sind die bionisch-maipulierten männer und frauen aus dem 10-million-dollar-men/women. DAS IST NICHT NORMAL, das hab ich gestern in meinem fernseher gesehen, das geht gar nicht!

bei vertraulichkeiten:

frauschnatterlieseatgmail.com

so sieht's aus:

Du bist nicht angemeldet.

der derzeitige wahnsinn:

guten
tag schnatterle
pennywein - 30. Jan, 13:24
hm
is wohl in echt schluss.
d.us - 10. Aug, 20:32
Solche
Tomaten haben wir letztes Jahr in Kroatien am Markt...
knutschflower - 4. Jul, 13:22
(Ich brauche doch immer...
(Ich brauche doch immer ein wenig länger, ich bin doch...
kid37 - 3. Jul, 23:58
Frau Schnatterliese,...
Frau Schnatterliese, schnell ein Hinweis - völlig themenfern....
Au-lait - 22. Jun, 15:37

so lange schon:

Online seit 7402 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:03

Site Meter
BlogHaus Blogger-Karte
absolutely necessary
altes
blaues
daily me
der nachbar und andere maenner
feines
geborgtes
inneres
neues
nicht meins aber bemerkt und drueber geschrieben
ppp
the hype
working woman
wutposting
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren