das telefon klingelt, meine durchwahl, erstaunlich....
s: firma xyz, frau s. guten tag.
a: guten tag, ich wollt ihnen nur kurz sagen, ich schick ihnen gleich ein fax.
s: ... fein, und gibt es sonst noch was?
a: nein, nur das fax, ich dachte mir, dass sollten sie wissen
s: jaja, und was raus muss, muss raus?
a: ja ich hab's grad losgeschickt.
s: super! richtig super!
a: und? ists schon da?
s: nein, aber wir können ja gemeinsam drauf warten.......
a: nein, dazu habe ich nun wirklich keine zeit.
äh, haben die leute eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wie unglaublich überflüssig ein solches telefonat ist?
schnatterliese - 16. Apr, 16:04
mein schwanz ist kein sperrgebiet...
desaster part I
… bedeutungsschwanger hingen just diese worte im raum, irgendwie wie bodennebel. es war 7 Uhr morgens, mitte oktober 2001. seit etwas weniger als 4 wochen war das world trade center nun schon zerstört – ground zero. und es schien nicht vorbei zu sein. also gut, 'his dick is not ground zero'.
ich konnte ihm nicht richtig folgen. was wollte er mir damit sagen? hatte ich im rausch andeutungen in diese richtung gemacht? weiterhin schweigen. einem ersten impuls folgend, verkündete ich, den ort des geschehens, ja der zerstörung, verlassen zu wollen. ich hatte die rechnung ohne den wirt gemacht. nichts, wirklich nichts, bleibt unkommentiert dieser tage, so denn auch an diesem morgen. ich wünschte mich dringend nach berlin. reden ist silber, schweigen ist gold.
was bringt menschen dazu, geschehnisse, oder in diesem fall nicht-geschehnisse, unbedingt immer an-, durch- und (zu allem überfluss) dann noch auszudiskutieren? ich weiss es nicht. ich wollte es auch nicht wissen. ist es unvermögen, rechtfertigungsdruck oder noch schlimmeres? wie gesagt ich hatte genug und wollte weg. leichter gesagt als getan, es war die zeit für rede und antwort. und es war ja ausser mir niemand anderes verfügbar.
aus rücksicht auf mich erspare ich es mir, diesen erklärungsprozess aufzuschreiben. stunden später sass ich in meinem auto auf dem weg nach hause, immer noch benebelt und wirr erklärt, was warum passiert, respektive eben nicht passiert war. ich hatte verstanden, dass ich offensichtlich nichts verstanden hatte. angefangen mit der gefühlswelt des mannes an sich. danke.
lustigerweise hätte ich den tag des ersten dates (GRAUENVOLL) und den abend desselben dates (SEHR LUSTIG) und die nacht eben dieses dates (INSTABIL) zusammengenommen, vergleichsweise immer noch als erfolg gewertet. ich hatte schon unerfreulichere dinge erlebt und ich kann mir zunehmend auch schlimmeres vorstellen. auf der fahrt nach berlin wurde mir schlagartig bewusst, dass ich weder sauer noch enttäuscht nach hause fuhr, genervt ja, aber primär hatte ich mitleid. zuviel mitleid letztendlich, um das verabredete folgedate komplett abzusagen. ich hätte genau das tun sollen. es gibt zu allem steigerungen.
die rebellion der katzen
desaster part II
eins war mir klar. ich befand mich auf dünnem eis. noch für ungefähr zwei wochen alleine, aber dann! zu zweit. ich hatte mich weitestgehend genordet, sah alles nicht mehr so eng und war fast schon freudig gespannt. wir schreiben den 9.11.2001, ein freitag, es ist dunkel, kalt und die frisur sitzt. wer A sagt muss auch B sagen und im weiteren die suppe selber auslöffeln.
ich muss eine sache im vorfeld erklären. ich lebe nicht alleine. nein. ich teile mein bescheidenes heim mit zwei entzückenden katzen, die mich, dafür bin ich dankbar, als gleichberechtigten wg-partner akzeptieren. beide sind im besten sinne imposant, also zu gut deutsch – FETT aber nett. wir alle drei waren also gerüstet, besuch zu empfangen.
der besuch kam und zwei koffer auch, wollten wir doch am folgenden abend auf einen ball. aber zwei koffer? nun, besagte mitbewohner fanden das mehr als prima, der besuch nicht. überhaupt nicht. theater, die erste. die Katzen wurden lautstark aus dem koffer verbannt und verschwanden auf nimmer wiedersehen. verschwunden ist verschwunden und wird auch nicht gefunden.
ich, gewöhnt mich um artfremde mitbewohner im weitesten sinne zu kümmern, beschloss ein abendmahl zu kochen. das entspannt. mich zumindest. alkohol? keine schlechte idee, weil additiventspannungskomponente inklusive. ich kann mich nicht erinnern, ob das essen an sich konvenierte. mir war es da schon rechtschaffen wurscht, ich hatte meinen spaß, auf dem besten wege mich zu betrinken. aus gutem grund. keine spur von den katzen.
auf dem höhepunkt und kurz vor ende des weines beschlossen wir, zu bett zu gehen. man kann ja nie wissen. nicht? natürlich. wir dachten uns einmal ist keinmal. denken ist dummes zeug. einmal ist wohl einmal und zweimal geht immer noch nicht. apropos ground zero..... keine gewalt auf den strassen berlins. sehr toll. gute nacht. falsch gedacht. es gibt unendlich viele themen über die man sprechen kann, wenn einem sonst nichts einfällt.
samstag-morgen. sonnenschein. keine ahnung warum, ein zeichen? zeichen gab es eine menge an diesem morgen. diskutieren! aber sicher doch, über inkompatibilitäten. welcher art auch immer, ich ging in die küche, der mensch muss essen. der besuch ging duschen. ich hernach auch. es lag was in der luft, das war nicht zu ignorieren. frisch geduscht und vordergründig gut gelaunt betrat ich den flur. der besuch hatte den vorhang vor der eingangstür in eben diesem flur beiseite geschoben und stand, ähnlich einem klassenstreber, rum. mein Blick folgte seinem ausgestreckten finger. PROTEST. materie gewordener ausdruck von katzenprotest. braun. die katzen blieben verschwunden, vermutlich einsortiert im bücherregal. keine ahnung. ein haufen scheiße im flur, sinn- und abbild meiner psychischen verfassung.
was macht der mensch, wenn ihm solch unbill widerfährt? erst mal sauber. derweil verkokelten im ofen die frühstücksbrötchen, um die sich dankenswerter weise der besuch in letzter sekunde kümmerte. guten appetit.
den Tag spare ich mir und allen anderen. ich war shopping-begleiter am potsdamer platz, stundenlang. ich wäre gerne zuhause geblieben und hätte mich entspannt, aber das wäre – ich zitiere – nicht standesgemäßes besuchsempfängerverhalten gewesen oder anders gesagt: ein frechheit. das fand ich auch. aber was soll's.
teil 3? da war doch noch was... ja genau der ball, hatte ich mir doch eigens hierfür ein nichts in schwarz gekauft. und wo sind eigentlich die katzen?
ballroom blitz
desaster part III
wir hatten also den potsdamer platz zentimetergenau abgearbeitet, jeden laden begutachtet. es war derweil 17:00 und ich hatte maximal 90 minuten, um mich aufzurüschen. der Sekt und ich gingen ins bad. wir legten uns in die wanne. puuuuuhhhh. finally, peace and quietness. genug, um wieder runter zu kommen.
ein scheuer blick in den spiegel brachte erstaunliches zu tage. vielleicht sollte ich in erwägung ziehen, im vorfeld jedweder festivität ein maximales erschöpfungsprogramm inklusive schlafentzug zu etablieren. wie auch immer, ich fand ich sah richtig gut aus. frisch geföhnt, onduliert, geschminkt und gepudert entschwob ich dem bad. der besuch, ca. 2 meter groß, starrte mich an. war ja auch beeindruckend, allein wegen meiner durch absätze erreichten maximalen körperhöhe von 1, 86 meter. wir machten uns also auf den weg. zwei giraffen en route zwergenland.
mal ehrlich, es hätte so schön werden können. lauter nette menschen, gutes essen, jede menge wein und musik, musik, musik. hätte, wäre, wenn... denn nichts ist leichter vom zaun zu brechen, als streit. die diversen kleineren unstimmigkeiten kulminierten passend gegen mitternacht in einer gigantischen gewitterwolke, über dem haupte meines begleiters schwebend. ich beschloss nachzufragen, was denn wohl sei, nun schon wieder...
was war also passiert? ich hatte mich erdreistet (mutti sagt in solchen situationen immer "erdrissen") zu tanzen. alleine. weil die begleitung die musik nicht mochte. sein gutes recht. meins auch. dachte ich. hatte ich bereits erwähnt, dass denken dummes zeug ist? mir war so. nicht nur hatte ich es gewagt im laufe des abends ALLEINE zum buffet (hunger) zu gehen, einmal sogar ALLEINE für königstiger (musste sein). nein. jetzt auch noch ALLEINE tanzen. das maß an frechheiten schien voll zu sein. er auch und ich war auf dem besten wege dahin. aber es geht sich eben entschieden besser im promillebereich unter 2,0.
ich bekam ohrensausen. das konnte doch nicht wahr sein. schon wieder diskutieren. ich saß da, starrte mein gegenüber an und dachte: NEIN! auf gar keinen fall. wie war das noch? "dann eben nicht." das habe ich gesagt. ruhe im karton. erst einmal. ich ignorierte die gewitterwolke weg.
es folgten noch zwei mehr oder weniger nette stunden auf dem ball.
auf der rückfahrt beschlich mich ein ungutes gefühl. was sollte dieser abend, oder besser dieser morgen, noch für mich bereithalten? theater, mit sicherheit. gedacht, bekommen. ich täuschte nach kurzer zeit eine ohnmacht vor.
der neue morgen brach an, ich hatte einen kater. drehschwindel everywhere. kaffee. in der küche fielen mir die leeren näpfe ins auge. beruhigend zu wissen. drei katzenkater und ich, alles in der reihe. blieb nur noch das problem in meinem schlafzimmer. mangels elan entschloss ich, es auszusitzen. es gab ein prima ski-rennen in meinem fernseher und ich kann, wenn ich will, stundenlang sinnentleert in die gegend starren. es war so gegen 11:00 uhr als der besuch ins wohnzimmer trat und sprach, er könne nicht schlafen, so ganz allein und weil dies so sei, führe er nun heim. ich war seiner meinung. wir hatten fertig, diesmal endgültig.
dann kehrte ruhe ein. und fast wie ein wunder, hinter mir im bücherregal, vernahm ich ein schnurren, erst ganz leise, dann lauter. wir schreiben den 11.11.2001, der beginn der fünften jahreszeit.
vor längerer zeit in drei teilen geschrieben.......
schnatterliese - 16. Apr, 14:30